Ein Interview mit unserem Gründungsmitglied Bruno Leibold

KAB Bruchköbel: Lieber Bruno, Du warst mit dabei, als am 15. Juli 1965 einige junge, aktive Persönlichkeiten aus der Kirchengemeinde St. Familia die KAB-Bruchköbel gründeten. Wie kam es dazu?

Bruno Leibold: Wir alle waren jung und viele waren neu in Bruchköbel. Der Sonntagsgottesdienst in St. Familia war für uns als Katholiken die erste Gelegenheit neue Leute kennen zu lernen und Kontakt zu finden. Man redete miteinander, kam sich näher und stellte bald fest, dass auch andere mit einigem in Kirche und Gesellschaft nicht mehr so richtig zufrieden waren. Wir wollten uns einmischen, wir wollten etwas ver-ändern.

KAB Bruchköbel: Und wie wurde dann die KAB gegründet? Bruno Leibold: Der Anstoß zur Gründung kam von Walter Wirth und Hermann Müller. Bei der Gründungsversammlung am 15. Juli 1965 im Gasthaus „Zur Sonne“ waren sechs Personen anwesend. Weil aber zur Vereinsgründung sieben Personen notwendig waren, baten wir Pfarrer Kupsch auch noch als Gründungsmitglied mitzu-machen. Und so konnten wir dann gemeinsam mit dem Bezirkssekretär Dieter Hussing unseren KAB-Ortsverein gründen, während sich draußen ein heftiges Gewit-ter entlud.

KAB Bruchköbel: Welche Ziele hattet Ihr dabei vor Augen? Bruno Leibold: Das wesentliche Ziel war, mit der KAB in Bruchköbel einen Boden zu bereiten, wo die christlichen und sozialen Werte der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung gelebt werden können. Und in diesem Sinn wollten wir Kirche und Ge-sellschaft mitgestalten und verändern.

KAB Bruchköbel: Was heißt das konkret?

Bruno Leibold: Nun, in den sechziger Jahren war ja vieles in Aufruhr und im Um-bruch. Studentenunruhen und Hausbesetzungen in Frankfurt waren zwar ziemlich weit weg vom beschaulichen Bruchkö-bel, aber auch hier wur-den Missstände erkannt und verkrustete Struktu-ren und Hierarchien wurden in Frage gestellt. Überall strebte man nach Liberalisie-rung und nach Mitgestaltung. Politik und Gesellschaft machten erste Schritte in die-ser Entwicklung, und wir wollten, dass auch unsere Kirche sich möglichst schnell in diese Richtung weiterentwickelt.

KAB Bruchköbel: Sollte die KAB in Bruchköbel also ein revolutionärer Verein wer-den?

Bruno Leibold: Nun, „revolutionär“ ist vielleicht etwas übertrieben, aber eine „Be-wegung“ sollte es schon sein. Und wir haben ja auch einiges bewegt! Neben den vie-len Vorträgen, Gesprächsabenden, und Diskussionen zu religiösen, politischen und gesellschaftlichen Themen ist dabei besonders die Aktivität in der jungen Kirchenge-meinde zu nennen. Bei der ersten Pfarrgemeinderatswahl in St. Familia trat die KAB mit einer eigenen Kandidatenliste an, und fast alle Mitglieder dieses ersten Pfarrge-meinderats waren KAB-Mitglieder. Das hat die Gemeinde natürlich geprägt.

KAB Bruchköbel: Und dabei kam aber auch die Geselligkeit nicht zu kurz, oder?

Bruno Leibold: Nein, natürlich war nicht alles nur Ernst und Arbeit. Wir waren lau-ter junge Familien, da stehen auch andere Dinge im Vordergrund. Der gemeinsame Spaß bei Wanderungen, Ausflügen, privaten Feierlichkeiten, beim gemeinsamen Grillen, bei Pfarr- und anderen Festen. Und – ganz wichtig – der erste Kappenabend aus dem sich dann die Fastnachtssitzungen entwickelt haben! Das alles war natürlich wichtig dafür, dass die KAB ganz bald zu einer sehr eng freundschaftlich verbundenen Gemeinschaft geworden ist.

KAB Bruchköbel: Bist Du rückblickend mit der Entwicklung der KAB in Bruchkö-bel zufrieden?

Bruno Leibold: Sechzig Jahre sind eine Lange Zeit, und natürlich hat sich auch die KAB fortentwickelt und verändert. Aus der Spontanität, dem Schwung und den viel-fältigen Aktivitäten der ersten Jahre hat sich die KAB zu einem etablierten Verein entwickelt, der aus dem kirchlichen Gemeindeleben und auch aus dem städtischen Leben nicht mehr wegzudenken ist. Und parallel dazu engagiert sich die KAB seit vielen Jahren intensiv in sozialen Pro-jekten. Ich denke dabei zum Beispiel an die Ver-kaufshütte auf dem Weihnachtsmarkt, deren Erlös immer an eine caritative Einrichtung hier in der Region ge-spendet wird. Oder an das Engagement für unsere Partner in Uganda wo wir seit Jah-ren Schulprojekte, Landwirtschaftsprojekte und ähnliches als „Hilfe zur Selbsthilfe“ unterstützen. Und das nicht nur finanziell, sondern in echter auch persönlicher KAB-Partnerschaft. Und es gäbe noch einiges mehr aufzuzählen. Ich meine, dass wir mit der Entwicklung der KAB durchaus sehr zufrieden sein kön-nen.

KAB Bruchköbel: Was meinst Du, wird die KAB in Bruchköbel auch weiterhin ge-braucht?

Bruno Leibold: Natürlich wird sie gebraucht, soziale Fragen bleiben nach wie vor aktuell und als gestaltende Kraft in den Kirchengemeinden bleibt sie unverändert

wertvoll. Und mindestens genauso wertvoll bleibt sie auch in Zukunft für Menschen, die sich zusammen mit Gleichgesinnten aktiv in Kirche und Gesellschaft einbringen wollen.

KAB Bruchköbel: Hat unsere KAB in Bruchköbel eine Zukunft für weitere sechzig Jahre?

Bruno Leibold: Die KAB muss sich – wie in der Vergangenheit – weiter immer wieder an die veränderte Lebens- und Arbeitswelt anpassen, dann wird sie auch eine Zukunft haben. Ich jedenfalls, wünsche ihr mindestens weitere sechzig Jahre!

KAB Bruchköbel: Bruno, herzlichen Dank für dieses Gespräch.